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5.8.2. Ein Gesamtbild der konjunkturellen Zusammenhänge
Diese konjunkturellen Einflüsse fügen sich zu einem Gesamtbild - siehe Dia5.8.1. Darin kennzeichnen rote Pfeile den bestimmenden Einfluss jeweils auf eine grün markierte abhängige Variable. Staatsausgaben (S), privater Wohnungsbau (IpW) und Vorratsveränderungen (IV) werden hier als gegebene (exogene) Größen betrachtet. Die Exporte (Ex) werden in ihren Empfängerländern als Importe (Im) nach dem gleichen Einflussmuster bestimmt. Über Arbeitnehmerentgelte (EA) und die Bruttoresidualeinkommen (BRes) der Vorperiode wird die BIP-Entwicklung in der folgenden Periode beeinflusst. Wir gehen vom BIP aus, einerseits als Erlös aus dem Verkauf des BIP und andererseits als Verwendung des gekauften BIP.
Das BIP als Erlös der Vorperiode zerlegen wir in seine Bestandteile (in % des BIP 2014):
- • Nettogütersteuern (NGS 10,0%): Dies sind die Gütersteuern, auch indirekte Steuern genannt, um die der Staat das BIP verteuert hat, abzüglich der gegen gerechneten Gütersubventionen, die die Unternehmungen empfangen haben. Nach Abzug dieser Nettogütersteuern vom BIP verbleibt die Bruttowertschöpfung der Unternehmungen. Diese zerlegen wir in die Arbeitnehmerentgelte, die die Unternehmungen bezahlen, und das Bruttoresidualeinkommen (incl. Abschreibungen), das den Unternehmungen als Ergebnis verbleibt.
- • Die Arbeitnehmerentgelte (EA 52,5%) werden von den Arbeitgebern bestimmt: Ihre Entwicklung beeinflusst die Masseneinkommen der privaten Haushalte.
- • Die Bruttoresidualeinkommen der Unternehmungen (BRes 37,5%) resultieren nach Abzug von NGS und EA. Ihre Entwicklung beeinflusst die ausgeschütteten Residualeinkommen der privaten Haushalte. In den Bruttoresidualeinkommen sind die Abschreibungen enthalten (17,8%). Nach deren Abrechnung verbleibt das Nettoresidualeinkommen.
- • Arbeitgeber bzw. Unternehmen und Staat bestimmen das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte (60%): einerseits Masseneinkommen (42%) und andererseitsverfügbare Residualeinkommen der privaten Haushalte (20%).
- • Das verkaufte BIP addieren wir aus seinen Verwendungen, unterschieden nach deren bestimmenden Subjekten:
- • Privater Konsum (55%), bestimmt von den Privaten Haushalten, aber abhängig von ihren Verfügbaren Einkommen (60%),
- • Staatsbeitrag zum BIP (21%), bestimmt durch politische Entscheidungen des Staates,
- • privater Wohnungsbau (6%), im konjunkturellen Zusammenhang eine exogene Größe, die zeitweise und von Land zu Land unterschiedlich politisch beeinflusst wird,
- • Exporte (45%), bestimmt durch die BIP-Entwicklung in den Empfängerländern.
- • Der Vollständigkeit halber fügen wir die Vorratsveränderungen ein (-0,2%), die konjunkturelle Schwankungen widerspiegeln, aber längerfristig dem übrigen Wirtschaftswachstum folgen.
- • Die Summe (Summe 1) dieser fünf Komponenten (128%) bestimmt die Entwicklung der privaten Investitionen ohne Wohnungsbau (11%).
- • Die Summe dieser sechs Verwendungen bildet die Letzte Verwendung des BIP (139%).
- • Mit der Letzten Verwendung des BIP sind auch die in der Produktion eingesetzten Arbeitnehmerstunden bestimmt.
- • Von der Letzten Verwendung ziehen wir als weitgehend konstanten Anteil des BIP die Importe ab (39%).
- • Das Ergebnis ist das BIP der Folgeperiode (100%).
- • Von den Erlösen aus dem Verkauf des BIP werden die Nettogütersteuern abgezogen, die an den Staat geflossen sind.
- • Die Arbeitnehmerentgelte werden von den Unternehmungen bestimmt über die in der Produktion eingesetzten Arbeitnehmerstunden (ANs) multipliziert mit ihren Stundenlöhnen (Ls), die ihrerseits von Tarifvereinbarungen beeinflusst werden.
- • Nach Abzug der Arbeitnehmerentgelte verbleiben dieBruttoresidualeinkommen der Unternehmungen.
Dieser Kreislauf erscheint als statisch: Erlöse und Ausgaben würden am Ende gleich bleiben. Veränderungen des BIP und seiner Komponenten ergeben sich nur, wenn Geld von außen, aus dem Kapitalmarkt, zufließt. Vor allem die Unternehmungen entscheiden über den Umfang der Kreditaufnahme.
In der Wirklichkeit sind diese Zusammenhänge nur relativ bestimmend. Vor allem die Unternehmungen sind in der Lage, abweichend von diesen Zusammenhängen,
- • die Produktion zu steigern oder zu drosseln,
- • begleitet von Zunahmen oder Abnahmen der Beschäftigung und
- • gefolgt von Erhöhungen oder Verringerungen der Arbeitnehmerentgelte.
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