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5.8. Zusammenhänge im Produktionskreislauf


5.8.1. Zusammenfassung der Befunde

Der private Konsum

  • Der Einfluss der Verfügbaren Einkommen auf die privaten Konsumausgaben ist in Deutschland, in der EU und in den USA hoch dominant.
  • Mit den Summen, die die Arbeitgeber einerseits als Arbeitnehmerentgelte bezahlen und andererseits als Gewinne an die privaten Haushalte ausschütten, bestimmen sie weitgehend das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte.
  • Die Arbeitnehmerentgelte der Unternehmen werden durch Steuern und Sozialabgaben modifiziert, ihre Residualeinkommen durch Steuern. Der Staat bezahlt selbst Arbeitnehmerentgelte und Pensionen und reicht die Sozialabgaben als Sozialeinkommen zeitverzögert weiter.
  • Erhöhen die Arbeitgeber das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte, dann erhöhen sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit den privaten Konsum und tragen so wesentlich zum Wirtschaftswachstum bei.


Die privaten Investitionen ohne Wohnungsbau

  • Im Widerspruch zur klassischen Theorie hängt in Deutschland und in der EU die Entwicklung der privaten Investitionen ohne Wohnungsbau in hohem Maße positiv von der übrigen Konjunkturentwicklung ab –– privater Konsum, Staat, Wohnungsbau und Export. Diese Investitionen haben keinen bestimmenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum, sondern verstärken dessen Boomphasen wie dessen Abschwungphasen.
  • Die Höhe der langfristigen Zinsen hat dagegen in Deutschland und in der EU nur einen schwachen negativen Einfluss auf das Volumen dieser Investitionen. In den USA teilen sich Wirtschaftswachstum und Realzinsen den bestimmenden Einfluss auf die Investitionen.


Der Wohnungsbau

Es gibt in Bezug auf den privaten Wohnungsbau mehrere heterogene Einflussfaktoren:

  • Von mittlerer Stärke sind die Wirkungen der Bevölkerungsentwicklung und – negativ – der Hypothekenzinsen.
  • Der Einfluss des übrigen Wirtschaftsentwicklung ist gering, und der schwache Einfluss der Mietsteigerungen ist nicht signifikant.
  • Gegenüber den konjunkturellen Zusammenhängen ist der Einfluss des privaten Wohnungsbaus exogen.


Der Zugang zu den Vorräten

  • Die Entwicklung des BIP prägt positiv die Entwicklung der Vorräte. Deren Entwicklung ist überwiegend Teil der von den Unternehmungen geplanten Entwicklung der Produktion.


Der Außenhandel

  • Die Entwicklung der Importe wird durch das Wachstum der Letzten Verwendung des BIP der Importländer determiniert.
  • Da Exporte des Exportlandes im Empfängerland Importe sind, gilt dies logischerweise auch für die Entwicklung der Exporte in die Empfängerländer. Die deutschen Exporte hängen in hohem Maße von der Binnennachfrage der Empfängerländer ab.
  • Die Entwicklung des Außenhandels wird unter freien Handelsbedingungen von der Nachfrageentwicklung der Importländer bestimmt, während der Einfluss der relativen Lohnkostenentwicklung in Deutschland und in den meisten Mitgliedstaaten der EU gering ist. Ein Einfluss der preislichen Wettbewerbsfähigkeit ist nicht zu erkennen.


Die Inflation

  • Die Inflation wird vor allem vom Wirtschaftswachstum bestimmt. Die durchschnittliche Veränderung der letzten Verwendung des BIP in den vergangenen 3 Jahren, zu laufenden Preisen, hat einen signifikanten, mittleren Einfluss auf die Inflationsrate.


Die Beschäftigung

  • Die Entwicklung der Beschäftigung, ausgedrückt in Arbeitnehmerstunden oder Erwerbstätigenstunden, wird – in Deutschland, in der EU und in den USA – in starkem Maße vom realen Wirtschaftswachstum beeinflusst.
  • Wachsende Arbeitnehmerentgelte sind ebenso mit wachsender Beschäftigung verbunden wie wachsende Gewinne.
  • Während die Beschäftigung in hohem Maße vom Wirtschaftswachstum bestimmt wird, hängt die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Deutschland in stärkerem Maße von der Entwicklung des Arbeitsangebotes der Erwerbspersonen ab.


Die Konjunktur

  • Die Hochpunkte der Konjunktur werden durch Hochpunkte der Ertragsentwicklung der Unternehmungen charakterisiert. Das heißt: Im Hochpunkt ihrer Erträge beginnen die Unternehmungen ihre Produktionsentwicklung zu drosseln.
  • Die Ertragsentwicklung der Unternehmungen kann die konjunkturelle Wende der Produktion zum Abschwung nicht erklären. Dagegen bleibt in diesen Wendepunkten die Entwicklung der Arbeitnehmerentgelte am weitesten hinter dem Wirtschaftswachstum zurück. Die Ursachen für den Abschwung können nur bei ungenügender Nachfrage liegen.
  • Eine gleichgewichtige Entwicklung von Arbeitnehmerentgelten, Unternehmenserträgen und Bruttowertschöpfung würde die Entwicklung der Massenkaufkraft stabilisieren und zur Verstetigung der Wirtschafts-wachstum beitragen.


5.8.2. Ein Gesamtbild der konjunkturellen Zusammenhänge

Diese konjunkturellen Einflüsse fügen sich zu einem Gesamtbild - siehe Dia5.8.1. Darin kennzeichnen rote Pfeile den bestimmenden Einfluss jeweils auf eine grün markierte abhängige Variable. Staatsausgaben (S), privater Wohnungsbau (IpW) und Vorratsveränderungen (IV) werden hier als gegebene (exogene) Größen betrachtet. Die Exporte (Ex) werden in ihren Empfängerländern nach dem gleichen Einflussmuster bestimmt. Über Arbeitsnehmerentgelte (EA) und die Bruttoresidualeinkommen (BRes) der Vorperiode wird die BIP-Entwicklung in der folgenden Periode beeinflusst. 


Wir gehen vom BIP aus, einerseits als Erlös aus dem Verkauf des BIP und andererseits als Verwendung des gekauften BIP. Das BIP als Erlös der Vorperiode zerlegen wir in seine Bestandteile (in % des BIP 2014):

  • Nettogütersteuern (NGS 10,0%): Dies sind die Gütersteuern, auch indirekte Steuern genannt, um die der Staat das BIP verteuert hat, abzüglich der gegengerechneten Gütersubventionen, die die Unternehmungen empfangen haben. Nach Abzug dieser Nettogütersteuern vom BIP verbleibt die Bruttowertschöpfung der Unternehmungen. Diese zerlegen wir in die Arbeitnehmerentgelte, die die Unternehmungen bezahlen, und das Bruttoresidualeinkommen (incl. Abschreibungen), das den Unternehmungen als Ergebnis verbleibt.
  • Die Arbeitnehmerentgelte (EA 52,5%) werden von den Arbeitgebern bestimmt: Ihre Entwicklung beeinflusst die Masseneinkommen der privaten Haushalte.
  • Die Bruttoresidualeinkommen der Unternehmungen (BRes 37,5%) resultieren nach Abzug von NGS und EA. Ihre Entwicklung beeinflusst die ausgeschütteten Residualeinkommen der privaten Haushalte. In den Bruttoresidualeinkommen sind die Abschreibungen enthalten (17,8%). Nach deren Abrechnung verbleibt das Nettoresidualeinkommen.


Arbeitgeber bzw. Unternehmen und Staat bestimmen das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte (60%): einerseits Masseneinkommen (42%) und andererseitsverfügbare Residualeinkommen der privaten Haushalte (20%).


Das verkaufte BIP addieren wir aus seinen Verwendungen, unterschieden nach deren bestimmenden Subjekten:

  • Privater Konsum (55%), bestimmt von den Privaten Haushalten, aber abhängig von ihren Verfügbaren Einkommen (60%),
  • Staatsbeitrag zum BIP (21%), bestimmt durch politische Entscheidungen des Staates,
  • privater Wohnungsbau (6%), im konjunkturellen Zusammenhang eine exogene Größe, die zeitweise und von Land zu Land unterschiedlich politisch beeinflusst wird,
  • Exporte (45%), bestimmt durch die BIP-Entwicklung in den Empfängerländern.
  • Der Vollständigkeit halber fügen wir die Vorratsveränderungen ein (-0,2%), die konjunkturelle Schwankungen widerspiegeln, aber längerfristig dem übrigen Wirtschaftswachstum folgen.
  • Die Summe (Summe 1) dieser fünf Komponenten (128%) bestimmt die Entwicklung der privaten Investitionen ohne Wohnungsbau (11%).
  • Die Summe dieser sechs Verwendungen bildet die Letzte Verwendung des BIP (139%).
  • Mit der Letzten Verwendung des BIP sind auch die in der Produktion eingesetzten Arbeitnehmerstunden bestimmt.
  • Von der Letzten Verwendung ziehen wir als weitgehend konstanten Anteil des BIP die Importe ab (39%).
  • Das Ergebnis ist das BIP der Folgeperiode (100%).
  • Von den Erlösen aus dem Verkauf des BIP werden die Nettogütersteuern abgezogen, die an den Staat geflossen sind.
  • Die Arbeitnehmerentgelte werden von den Unternehmungen bestimmt über die in der Produktion eingesetzten Arbeitnehmerstunden (ANs) multipliziert mit ihren Stundenlöhnen (Ls), die ihrerseits von Tarifvereinbarungen beeinflusst werden.
  • Nach Abzug der Arbeitnehmerentgelte verbleiben die Bruttoresidual-einkommen der Unternehmungen.


Dieser Kreislauf erscheint als statisch: Erlöse und Ausgaben würden am Ende gleich bleiben. Veränderungen des BIP und seiner Komponenten ergeben sich nur, wenn Geld von außen, aus dem Kapitalmarkt, zufließt. Vor allem die Unternehmungen entscheiden über den Umfang der Kreditaufnahme.


In der Wirklichkeit sind diese Zusammenhänge nur relativ bestimmend. Vor allem die Unternehmungen sind in der Lage, abweichend von diesen Zusammenhängen,

  • die Produktion zu steigern oder zu drosseln,
  • begleitet von Zunahmen oder Abnahmen der Beschäftigung und
  • gefolgt von Erhöhungen oder Verringerungen der Arbeitnehmerentgelte.



5.8.3. Die Geldkreisläufe der Produktion und die Rolle des Kredits

Wir haben die Zusammenhänge zwischen den Verwendungskomponenten des BIP geprüft, um die konjunkturelle Einflussfaktoren zu bestimmen. Im Anschluss daran stellen sich einige Fragen:

  • Wer bestimmt das Wachstum?
  • Woher stammt das Geld zu seiner Bezahlung?
  • Welchen Einfluss haben die Zinsen?


Zur Finanzierung eines Wachstums der Produktion ist zusätzliche Kaufkraft von außerhalb des Produktionskreislaufes notwendig: Kredite bzw. Geldvermögen, die aus dem Kapitalmarkt zufließen. Die Schnittstellen, an denen diese Gelder in den Produktionskreislauf fließen, unterscheiden sich erheblich.


Der Geldkreislauf des Konsums

Die Privaten Haushalte empfangen ihre Einkommen von den Unternehmungen und vom Staat, wobei zumeist die Steuern schon abgezogen sind. Zu den Nettoeinkommen der Arbeitnehmer kommen die Sozialeinkommen hinzu. Hinzu kommen sodann die ausgeschütteten Einkommen aus Unternehmertätigkeit und Vermögen. Nach geringfügigen Abzügen resultiert hieraus das Verfügbare Einkommen der Privaten Haushalte. Es entspricht mit 60% einem Großteil des BIP. Davon bezahlen die Haushalte ihre Konsumausgaben – 55% des BIP. Der Rest von etwa 4% ist gespartes Geld (Tab4.1.2).


Diese Einkommen fließen den Konten der Privaten Haushalten zum größten Teil im Monatsrhythmus zu, meistens am Monatsanfang. Auch die Selbständigen überweisen ihren Haushaltskonten in der Regel monatlich ein verfügbares Einkommen. Die Masse dieser Verfügbaren Einkommens fließt im Laufe des Monats als Konsumausgaben wieder ab. Die Zahler dieser privaten Einkommen sind Unternehmen und Staat als Arbeitgeber und Sozialkassen. Die Empfänger der Konsumausgaben sind die Unternehmungen.


Private Haushalte finanzieren einen kleinen Teil ihrer Konsumausgaben, insbesondere die Anschaffung langfristiger Konsumgüter, durch Kredite. Diese Kredite werden von der VGR mit den Ersparnissen verrechnet. Sie sind in der relativ konstanten Sparquote saldiert.


So fließt, überwiegend am Monatsanfang, Geld als private Einkommen den Haushalten zu, um im Verlauf des Monat an Unternehmungen und Staat zurückzufließen. Ohne diese Einkommen könnten die Güter des privaten Konsums nicht gekauft werden. Der kleine gesparte Rest dagegen verlässt den Produktionskreislauf und fließt dem Kapitalmarkt zu. Die monetäre Ersparnis der Privaten Haushalte ist in Deutschland ein relativ konstanter Anteil von ca. 4% des BIP.


Woher nehmen Unternehmen das Geld zur Zahlung der Arbeitsentgelte? – Es ist Teil der Zahlungen, die sie für ihre Produktion vorschießen. Dieses Geld entnehmen sie entweder ihrem Geldvermögen (Umlaufkapital), oder sie nehmen ihren Dispokredit bei ihren Banken in Anspruch, dh. sie leihen es. Mit der Zahlung der Arbeitnehmerentgelte wächst das gesamte Kreditvolumen der Unternehmungen kurzfristig. Aber diese Vermögensminderung bzw. Verschuldung wird schon im in kurzer Frist wieder abgebaut, wenn die Konsumerlöse in die Kassen von Unternehmungen fließen.


Wir haben keine statistischen Daten auf Tagesbasis, die uns diesen Kreislauf beobachten lassen. Wir kennen nur sein Ergebnis in Monats- oder Quartalszahlen. Der Gesamtbestand an kurzfristigen Krediten der Unternehmungen – Laufzeit bis ein Jahr – betrug in Deutschland 2014 etwa 9% des BIP. Da diese Kredite im Konsumkreislauf nur für einen Monatsanteil der Produktion benötigt werden, reicht dieses Volumen aus, um ein Wachstum des privaten Konsums vorzufinanzieren.


Der private Konsum wächst also, wenn das Verfügbare Einkommen der privaten Haushalte wächst. Die damit teilweise verbundene Inanspruchnahme von Krediten wird während des Kreislaufes wieder abgebaut.


Darüber hinaus finanzieren Unternehmungen Teile des privaten Konsums vor (Ratenkauf, Leasing). Diese Kredite werden in Monatsraten mittelfristig getilgt.


Die Rolle des Staates im Geldkreislauf

Der Staat nimmt und gibt im Geldkreislauf der Produktion. Er verteuert die Produktion durch indirekte Steuern (in Deutschland etwa 10% des BIP), er nimmt direkte Steuern ein (10%), und er nimm Sozialabgaben ein, denen etwa gleich viele Sozialausgaben gegenüberstehen. Den deutschen Gebietskörperschaften stehen am Ende ca. 20% des BIP für Käufe und Personalausgaben zur Verfügung. Solange sich seine Einnahmen und Ausgaben decken, verteilt der Staat lediglich um. Auf diese Weise trägt er nicht wesentlich zum Wirtschaftswachstum bei.


In der Regel gibt der Staat jedoch mehr aus als er einnimmt. Solche Defizite finanziert er über Kredite. Während sein Haushalt sich im Jahresrhythmus abwickelt, nimmt er Kredite vorwiegend als längerfristige Anleihen auf dem Kapitalmarkt auf. Eine wichtige Rolle spielt beim Staat die Bedienung seiner Schulden. Fällige Zinsen bezahlt er regelmäßig. Die Fälligkeit seiner Schulden hängt von der Laufzeit ab. Die durchschnittliche Laufzeit der deutschen Staatsschulden beträgt derzeit weniger als 5 Jahre. Fast 20% des BIP müssen jährlich für Tilgungen aufgewandt werden. Zur Finanzierung dieser Tilgungen nehmen Regierungen in aller Regel neue Kredite auf.


Ausgabenerhöhungen oder Einnahmesenkungen des Staates, die durch zusätzliche Kredite finanziert werden, tragen zum Wirtschaftswachstum bei. Wir gehen darauf im nächsten Kapitel ausführlich ein.


Der Außenhandel im Geldkreislauf

Die Exporte tragen in Deutschland mit 46 % zum BIP bei. Allerdings stammt ein großer Teil der Exporte aus Importen (17% des BIP), ist also nicht Teil der deutschen Wertschöpfung.


Die Bezahlung von Exporten vom ausländischen Käufer an den inländischen Produzenten wird in der Regel durch spezifische Kredite zwischengeschalteter Finanzinstitute finanziert, wobei Versicherungen eine besondere Rolle spielen. Die Abwicklung der Kredite dauert, abhängig insb. von den Transportwegen, Monate. Zwar bezahlt der Produzent von Exportgütern wie alle anderen Produzenten Vorleistungen. Aber der Exporteur erhält seine Exporterlöse früher, als der ausländische Importeur sie bezahlt.


Am Ende sind Exporteur und Importeur zwar quitt. Aber dem Exportland ist Geld im Werte des Exports aus dem Importland zugeflossen. Dieses Geld hat die Gestalt von Forderungen gegenüber dem Importland.


Importe werden spiegelbildlich zu Exporten abgewickelt. Am Ende stehen Forderungen des Exportlandes. Der Außenbeitrag ist der Saldo von Export minus Import. Er wird finanziert durch einen entsprechenden Forderungssaldo zwischen Inland und übriger Welt.


Der Geldkreislauf des privaten Wohnungsbaus

Träger und Zahler des privaten Wohnungsbaus sind private Bauherren. 2008 wurden in Deutschland 43% aller Neubauten von den Eigentümern bewohnt, 57% waren Mietwohnungen.


Insgesamt wird der private Wohnungsbau mit Krediten bezahlt. Die Statistik der Bundesbank enthält umfangreiche Daten zum Bestand an Krediten für den Wohnungsbau. Aber über Neuaufnahmen von Krediten für den Wohnungsbau oder über Kredittilgungen gibt es keine Angaben. Wir können jedoch davon ausgehen, dass der größte Teil des privaten Wohnungsbaus über Kredite oder Fremdkapital finanziert wird.


Der private Wohnungsbau trägt in Deutschland zu 6% zum BIP bei. Wohnungabaukredite waren 2015

  • 25% aller bestehenden Kredite an Unternehmen und Selbständige und
  • 80% aller bestehenden Kredite an Unselbständige.

Die Tilgung dieser überwiegend Hypothekarkredite erfolgt in kleinen Monatsraten über bis zu 40 Jahre. Der Bestand an Wohnungsbaukrediten, variiert durch Kreditaufnahmen und Tilgungen, hat sich in Deutschland von 1991 bis 2006 verdreifacht. Nach einer Stagnationsphase wächst er in den letzten Jahren erneut.


Probleme können die laufenden Zinszahlungen bereiten, wenn die Zinsen steigen. In Deutschland besteht eine mittelfristige Zinsbindung von 5, 10 oder 15 Jahren. In angelsächsischen Ländern sind variable Zinsen üblich, die mit dem Marktzins schwanken. Das kann bei plötzlichen Zinssteigerungen Hausbesitzer in Zahlungsschwierigkeiten bringen


Ausgabenerhöhungen für den privaten Wohnungsbau, die durch Kredite finanziert werden, tragen zum Wirtschaftswachstum bei. Die Beiträge schwanken im Lauf der Zeit und von Land zu Land. In einigen Ländern hat ein starker Wohnungsbau Krisen erzeugt – USA, Spanien, Irland (Exkurs7.1).


Der Geldkreislauf der übrigen Investitionen der privaten Unternehmungen

Die übrigen Anlageinvestitionen der privaten Unternehmen (2014 12% des BIP) bestehen zur Hälfte aus Ausrüstungen, zu einem Viertel aus Nichtwohnbauten und zu einem weiteren Viertel aus geistigem Eigentum sowie Tieren und Pflanzen. Sie werden in unterschiedlicher Weise finanziert. Primäre Quelle sind die Erlöse der Unternehmen, vor allem der Abschreibungsteil für den laufenden Gebrauch der Anlagen. Wachsende Investitionen erfordern darüber hinaus zusätzliche Außenfinanzierungen durch Erhöhung des Eigenkapitals oder durch Fremdkapital in Form von langfristigen Krediten oder Anleihen.


Wie wir gesehen haben, hängt die Entwicklung der privaten Investitionen ohne Wohnungsbau von der übrigen Entwicklung des BIP ab – privater Konsum, Staatsausgaben, Export und Wohnungsbau. Ihre Finanzierung bildet einen Kreislauf aus Kapitalaufnahmen und Kredittilgungen. Für die Tilgungsfristen geben die Abschreibungsdauern einen Hinweis:

  • Nichtwohngebäude 25-33 Jahre,
  • PKWs 6 Jahre,
  • Maschinen 5 bis 15 Jahre.


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