7.4. Kapitalmarkt: Handel mit Geld- und Kapitalanlagen
Die Finanzierungssalden verlassen den Produktionskreislauf und fließen dem Finanzsystem zu:
Die Ersparnisse kehren über Kredite oder andere Anlageformen in den Produktionskreislauf zurück, wo sie zum Kauf von Produkten oder zur Bezahlung von Arbeitskräften verwendet werden.
Die Finanzierungssalden des Produktionskreislaufes und die Wertveränderungen, die wir in Kap. 3 beobachtet haben, addieren sich zu den bisherigen Beständen von Geldvermögen bzw. Verbindlichkeiten. Wir differenzieren die Anlageformen (2014 in % der Geldvermögen):
Die Finanzierung von Unternehmen erfolgt entweder über Kredite oder über Kapitalanteile.
Gehandelt wird Kapital als Anteile an Unternehmen und als Kredite. Attraktiv sind Anteile an Sachanlagen wegen ihrer Erträge. Sie werfen Anteile an den Gewinnen ab, die Unternehmen im Produktionskreislauf erzielen. Bankeinlagen, Schuldverschreibungen, Kredite und bestimmte Versicherungen erbringen Zinsen, bezahlt aus Einkünften (Wertschöpfung) des Produktionskreislaufes. Die Vermögenserträge sind grundsätzlich Teile der BIP-Erlöse.
Neben diesen klassischen Anlageformen gibt es davon abgeleitete Formen: Derivate. Dies sind handelbare Finanzprodukte, deren Preisentwicklung von der Preisentwicklung anderer Anlagen abhängt. Eine besondere Rolle spielen dabei Termingeschäfte, in denen künftige Erträge gehandelt werden. Es handelt sich bei Derivaten um Wetten auf künftige Preisentwicklungen. Sie sind grundsätzlich spekulativ. Wenigstens dieser Teil des Wertpapierhandels kann der Kategorie Casinokapital zugeordnet werden.
Neben dem Anschaffungswert hat eine Anlage einen Ertrags- und einen Handelswert.
Dieser Handel mit Kapital ist ein Nullsummenspiel: die Summe der Käufe ist gleich der Summe der Verkäufe. Der Kurswert von Kapitalanlagen ergibt sich dagegen aus Angebot und Nachfrage bezüglich einer Anlage. In ihm drückt sich die erwartete Ertragskraft einer Anlage aus. Solche Kurswertsteigerungen können auch als Inflation interpretiert werden: asset inflation. Die Entwicklung der Liquidität, die auf dem Kapitalmarkt zur Verfügung steht, hat Einfluss auf die Entwicklung der Kurswerte von Vermögensanlagen.
Die Vermittlung von Krediten und Wertpapieren ist ein ertragreiches Geschäft, dessen Beiträge zu Wertschöpfung und Beschäftigung wachsen. In Großbritannien spricht man sogar von „financial industry“. Es werden unterschiedliche Abgrenzungen mit entsprechend unterschiedlichen Größenangaben verwendet. In der Abgrenzung „Finanz- und Versicherungsdienstleistungen“ liefert EUROSTAT für 2016 folgende %-Anteile:
Bruttowertschöpfung Erwerbstätige
EU28 4,6% 2,6%
Deutschland 3,5% 2,7%
Vereinigtes Königreich 6,5% 3,3%
Niederlande 7,0% 2,5%
Luxemburg 24,7% 11,0%
Schweiz 9,1% 4,7%.